Kataphasie

"Aufteilung der endogenen Psychosen und ihre differenzierte Atiologie"
Karl Leonhard
Georg Thieme Verlag, 8. Auflage, 2003
p. 99-109

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Zusammenfassung

Die Kataphasie kommt in zwei Gestaltungen vor, einer erregten und einer gehemmten Form. Die erregte Kataphasie ist durch einen verworrenen Rededrang ausgezeichnet, bei welchem in schweren Fällen die sprachlichen Äußerungen unverständlich werden. In ihrem Benehmen sind die Kranken aber meist geordnet, ihre Aktivität ist gut erhalten, die Affektivität dagegen abgeflacht. Im gehemmten Zustand ist die Kataphasie bei schweren Fällen durch Mutismus ausgezeichnet, bei leichten durch Wortkargheit. Die Denkstörung der Kataphasie, ihre Zentrale Störung, läßt eine Verwandtschaft mit der Störung bei Verwirrtheitspsychose erkennen, geht aber in der Erregung wesentlich über eine einfache Inkohärenz, in der Hemmung wesentlich über eine einfache Denkhemmung hinaus. Man findet bei der erregten Kataphasie eine schwere logische Störung, die betont auch das sprachliche Element ergreift und mit Wortverwechslungen, Wortneubildungen und einer mangelnden grammatikalischen Ordnung einhergeht. In der gehemmten Kataphasie stellt man ebenfalls logische Verfehlungen fest, vor allem tritt hier aber die Denkhemmung hervor, die wie bei der Verwirrtheitspsychose zu einer Ratlosigkeit führt. Man erkennt am Mienenspiel aber zugleich eine innere Stumpfheit. Außerdem neigen die Kranken dazu, statt zu antworten, einen fixierenden Blick auf den Untersucher zu richten. In der erregten Kataphasie findet man häufig Konfabulationen, in der gehemmten Form Beziehungsideen. Neben der erregten und der gehemmten Kataphasie gibt es Fälle, die bei schwerer Denk- und Sprachstörung weder gesprächig noch wortarm sind, also allein das zentrale Deffektsymtom der Krankheit zeigen.

Häufig sind der Kataphasie, wie wir es ebenso bei der affektvollen Paraphrenie sahen, Züge der anderen unsystematischen Schizophrenie bzw. der zykloiden Psychosen beigemischt. Recht häufig findet man ängstliche und ekstatische Gefühlsschwankungen. Der Verlauf kann bei der Kataphasie schleichend-progressiv sein, häufiger findet man Remissionen, manchmal sogar eine Periodik.

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