Angst-Glücks-Psychose
"Aufteilung der endogenen Psychosen und ihre differenzierte Atiologie"
Karl Leonhard
Georg Thieme Verlag, 8. Auflage, 2003
p. 65-72
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Zusammenfassung
Die Angst-Glücks-Psychose ist in ihrem einen Pol durch Angst ausgezeichnet, die mit Mißtrauen, Eigenbeziehungen, hypochondrischen Ideen, Minderwertigkeitsideen und nicht selten auch mit Sinnestäuschungen und manchmal mit Beeinflussungserlebnissen einhergeht, in ihrem anderen Pol durch ekstatische Verstimmung und Glücksideen, zu denen sich Beziehungsideen und Sinnestäuschungen gesellen können. Die Grundsymptome brauchen nicht immer im Vordergrund zu stehen, es können auch Bilder auftreten, die mehr oder weniger deutliche Züge der manisch-depressiven Krankheit, der Verwirrtheitspsychose oder Motilitätspsychosen aufweisen. Darin zeigt sich die Vielgestaltigkeit der Angst-Glücks-Psychose. Die ängstlichen Phasen sind häufiger als die ekstatischen, so daß Angstpsychosen allein oft, Glückspsychosen allein dagegen selten vorkommen. Die Dauer der einzelnen Krankheitszustände ist ähnlich wie bei manisch-depressiven Krankheit, doch findet in der gleichen Phase oft ein rascher Wechsel zwischen ängstlicher und ekstatischer Stimmung statt. Präpsychotisch findet man häufig Züge, die auf die spätere Erkrankung hinweisen, d.h. eine Neigung zu starker Affekterregbarkeit. Ich spreche von überschwenglichen Temperamente.