Motilitätspsychose

"Aufteilung der endogenen Psychosen und ihre differenzierte Atiologie"
Karl Leonhard
Georg Thieme Verlag, 8. Auflage, 2003
p. 79-85

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Zusammenfassung

Die Motilitätspsychose ist in ihrem erregten Pol ausgezeichnet durch eine Bewegungsunruhe, die sich vorwiegend aus Expressiv- und Reactivbewegungen aufbaut. Im gehemmten Pol werden ebenfalls Reactiv- und Expressivbewegungen ergriffen, die Willkürbewegungen nur insofern, als sie auch die Psychomotorik bedürfen. In leichten Fällen erkennt man die Störung trotz der noch ablaufenden Willkürbewegungen an der Starre der Haltung und Mimik. Dadurch ist auch in leichteren Fällen eine Akinese vom Stupor der Verwirrtheitspsychose zu unterscheiden. Zu den Zentralsyndromen der Motilitätspsychose treten häufig Züge einer der anderen bipolaren Erkrankungen. Besonders häufig gesellt sich zur Hyperkinese ein inkohärenter Rededrang. Eine Inkohärenz von der Art, daß zusammenhanglose Redensarten mit Unterbrechungen ausgestoßen werden, ist schon der Motilitätspsychose selbst eigen, das Hinzutreten des Rededranges aber weist auf einen Zug der Verwirrtheitspsychose hin. Ein zirkuläres Schwanken der Psychose zwischen den beiden Polen findet man häufig. Die Akinesen sind seltener als Hyperkinesen. Dagegen ist die Dauer der ersteren oft größer, sie können sich über Monate hinziehen, während für die Hyperkinesen eine kurze Dauer von wenigen Wochen charakteristisch ist. Körperbaulich tritt, soweit man ohne genauere Untersuchungen sagen kann, das leptosome Element wesentlich stärker hervor als bei der Verwirrtheitspsychose. Präpsychotisch findet man häufig ein "Bewegungstemperament" mit einem Reichtum an Ausdruckbewegungen und oft einer tänzerischen Begabung (von Trostorff 1966).

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